Direkt zum Hauptbereich

Selbstgesteuertes Lernen trotz oder wegen ICT? (Stonefields Teil III)



Dhevan and Shanya haben mir die Kontaktaufnahme zu anderen Schülern in verschiedenen Lern-Hubs der Stonefields-Schule ermöglicht. Sie haben mich gefragt: „Wollen Sie mit ihr (oder ihm) reden?“ Sie haben dann das jeweilige Kind angesprochen und den Kontakt hergestellt. Sie haben es mir und meinen Gesprächspartnern durch diese Vermittlungstätigkeit leicht gemacht, schnell in ein Gespräch einzusteigen. Sie waren meine Forschungsassistenten.

Lernen die wirklich?

Viele Kinder arbeiten (allein/für sich/selbstgesteuert) mit elektronischen Devices: die kleinen mit Tablets, ab der vierten Klasse alle mit einem eigenen Laptop.
Oft habe ich gefragt : "Was machst du da gerade?" Ich habe ungefähr zehn Kindern, die gerade ganz Verschiedenes gemacht haben, solche Fragen gestellt. Die einen haben etwas ausgeschnitten und dann ausgemalt. Ein älteres Mädchen hat allein an einem hohen Tisch gesessen und hat ihr elektronisches Portfolio ausgefüllt. Ich habe die zwei Jungs gefragt, die mit ihren Laptops in der Zwiebel saßen: „Gefällt es euch hier? Wann geht ihr hin?“ Ich wollte von einem sechsjähriges Kind wissen: „Was machst du gerade mit deinem Tablet?“ Diejenigen die an einem der grossen Monitore arbeiteten: „Was machst du da gerade?“
Ich hatte natürlich den Verdacht (genährt durch meine eigene Schulzeit und viele empirische Untersuchungen): Die tun nur so, als ob sie arbeiten - in Wirklichkeit träumen sie vor sich hin. Oder sie klicken sich durch Games.
In meiner kleinen Stichprobe habe ich keine Hinweise gefunden, dass die aktive Lernzeit so gering ausfiel wie in zu vielen unserer Schulen. Niemand von den unvermutet Angesprochenen hat sein Device abgedeckt oder weg gehalten, weggeschaut usw. Meine beiläufigen Beobachtungen ersetzen keine empirische Untersuchung. Ich komme zu vorläufigen Annahmen, die man nun systematisch überprüfen müsste.

Künstler bei der Arbeit

Die Szenen in den Stonefields Lern-Hubs erinnern mich an einen traumhaften Samstagvormittag im Mount Eden Village in Auckland: Etwa 20 lokale Mount Eden Artists malten auf einem öffentlichen Platz unter Sonnenschirmen Bilder (oder klebten usw.). Die meisten waren vertieft in und absorbiert von ihrer Arbeit. Neugierige standen teils um sie herum Wie die anderen Umstehenden konnte ich beim Malen zusehen. Es waren tolle Kunstwerke drunter. Gerne hätte ich ein Bild  mitgenommen. Aber der Transport im Flugzeug mit noch drei anstehenden Zwischenlandungen hat abgeschreckt. Natürlich freuten sich die Künstler und Künstlerinnen , wenn man sie angesprochen hat „Was machen Sie da mir diesen Klebestreifen?“ Mein Erleben im Lern-Hub in Stonefields war ähnlich. Mir schien, die Kinder freuten sich, wenn man ihnen zuschaut, wenn man sie anspricht - es stärkt ihre Selbstwirksamkeitsüberzeugung.


⏩Weiter zu Stonefields Teil IV
⏪ zurück zu Stonefields Teil I

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Muss lernen Spass machen? (Stonefields V)

Soll Lernen immer Spaß machen. Darf es das überhaupt? Um diese beiden (Schein-) Alternativen werden in den Nutzer-Kommentaren der ‚Sozialen‘ und Massenmedien sowie auflagenstarken Erziehungsratgebern erbitterte Wortgefechte ausgetragen. Feststecken als Normalfall Wir kennen es aus eigener Erfahrung: Wenn wir mit einer neuen, womöglich zunächst völlig überforderndes Anforderung konfrontiert sind (zum Beispiel als Windows-Nutzer mit einem Apple Macintosh arbeiten und umgekehrt), dann geht es uns nicht gut. Ein Gefühl der Niedergeschlagenheit macht sich im Körper breit. Vielleicht suchen wir nach Wegen auszuweichen (erst einmal Bildschirm putzen). Oder wir werden aggressiv. Wirklich schlecht für das Lernen ist, wenn die Lernenden in solchen Situationen immer wieder Angst entwickeln. Bei mir war das im Lateinunterricht so: Sah ich eine Frage des Lehrers kommen, stellten sich meine Haare buchstäblich zu Berge. Repressive Erziehungsansätze setzen auf Angst. Doch wir wissen au

Personalisierteres Lernen dank grösserer Klassen (Stonefields VI)

„Wir sind stolz darauf, das Lernen sichtbar zu machen. Die Lernfortschritte werden in "'lernerfreundlicher' Sprache angezeigt, damit unsere Lernenden wissen: Wie komme ich voran? Wo gehe ich hin? Wohin als nächstes?“ Personalisierte Schlüsselringe - von Stonefields-Kindern gemacht Foto: @S_Allen_23 Personalisiertes Lernen - notwendig und unmöglich? Die Klassen werden immer verschiedener. Kinder im selben Lebensjahr liegen bis zu mehreren Lernjahren   auseinander z. B. in Mathematik oder Deutsch. Daher wird   schon lange versucht, das Lernen zu 'personalisieren'. Viele Lehrpersonen wollen das - aber woher die Zeit nehmen? Wie versorgt man jede Schülerin und jeden Schüler mit den gerade passenden Aufgaben? Und wenn man viele kleine Untergruppen mit je unterschiedlichen Lernständen hat - wie soll man das bewältigen? Lösung: grössere Klassen – mehr personalisiertes Lernen Dieser Vorschlag hört sich im ersten Moment widersinnig an. Also: soll

Schliesse den Rückmeldekreis (Stonefields VII)

Heute kommt vom Stonefields School Collaborative die Einladung zu einem Feedback auf den Schulbesuch. Die kurze Online-Befragung regt an, das Wichtigste auf ein paar Zeilen zu bringen: Was waren die größten Takeaways von Ihrem Besuch? Grosse ‚Klassen‘, die Hubs, die von mehreren Lehrpersonen gemeinsam navigiert werden. Dies ermöglicht eine einmalig effiziente Personalisierung des Lernens. Das Arbeiten an den Lernfortschritten ( progressions ) wird unterstützt durch die Software SchoolTalks. Hier laden die Lernenden ihre Lernbelege ( evidences ) hoch; die Lehrpersonen führen ein formatives Assessment durch; die Lernenden erhalten daraufhin tagesgenaue Lern- und Stundenpläne auf ihre Tablets oder Laptops. Damit wissen sie, welche nächsten Schritte sie gehen. Was hat sich (in Ihrem Kopf, in Ihrem Unterricht oder in Ihrer Schule) durch Ihren Besuch verändert? Viele viele für das Lernen wichtige  Daten werden erhoben und genutzt. Die dadurch erreichte extrem hohe Tra